‘Grafikmagazin’ 1/23

Der Text:

‘Eine Frage der Alternative’

Die sogenannten Sober Bars haben längst ihren Weg in die deutsche Gastro­szene gefunden, selbst die Sterneküchen bieten raffinierte nicht­alkoholische Getränkebegleitungen an und umfangreiche Mocktail­ Rezeptbücher erobern die Buchläden. Mit seinem hippen Blog »High Level Zero Dining Club« trifft der Hamburger Fotograf und begeisterte Laienkoch Oliver Schwarzwald also einen Nerv. Im gleichnamigen Printmagazin im Zeitungsformat kombiniert er Anleitungen für ausgefuchste alkoholfreie Drinks samt Food­Pairings mit ein­schlägigen Interviews und Restaurant­ oder Buchempfehlungen.

Oliver, wie kam dir die Idee zu deinem Blog und der Printpublikation?

Ende 2019 bin ich auf das wachsende Angebot alkohol freier Alternativen aufmerksam geworden. Da ich mich sowieso im Prozess befand, mein Verhältnis zu Alkohol zu überdenken, fing ich an, im Netz zu suchen. Mir ist dann recht schnell aufgefallen, dass es keine Plattform gibt, die sich an Hobbyköche wie mich richtet. Menschen, die neben Wasser und alkoholfreiem Bier etwas Nicht-Alkoholisches zum Essen trinken wollen und sich dem Thema mit der selben »Hobby-koch-Ernsthaftigkeit« annehmen möchten, wie sie es auch mit den normalen Weinen machen. Ich bin nicht der Mensch, der sich abends noch einen Drink macht, auch keinen 0,0%-Gin. Aber zum Essen, mit Gästen oder für Gelegenheiten im sozialen Umfeld, vermisse ich Informationen über das wachsende Angebot und Inspirationen. Deshalb habe ich den Blog begonnen. Nicht zu-letzt auch aus der Freude an der Food Photogra-phy, meiner großen Leidenschaft. Leider sind die Aufträge in den letzten Jahren sehr austauschbar und banal geworden. Auf meinem Blog kann ich machen, wozu ich Lust habe.

Bist du selbst in der Gastronomie tätig?

Nein. Ich bin Food-Fotograf, wäre aber auch gerne Koch geworden. Nach einem Praktikum bei einem Food- Fotografen war ich mir aber sicher, den Weg des freibe-ruflichen Fotografen weiterverfolgen zu wollen.

Mehr und mehr tauchen Sober Bars und alkoholfreie Alterna-tiven auf dem Markt auf, siehst du in Zukunft hier eine Verän-derung in unserer Trinkkultur?

Dieser Trend ist gekommen, um zu bleiben. 2016 habe ich ein Cover für den Uni-Spiegel fotografiert. Da ging es um die ersten Detox-Partys in New York. Zu dem Zeitpunkt habe ich es belächelt. Vier Jahre später ist es ja auch bei mir angekommen. In New York hat ein alkoholfreier Bottle Shop mittlerweile neun Filialen. Es ist also eine Frage der Alternativen und nur eine logische Konsequenz. Warum soll es neben einem alkoholischen Negroni nicht einen ohne Alkohol geben? Warum nicht einen alkoholfreien Aperol Sprizz? Früher gab es diese Alternativen einfach nicht, jetzt ist es möglich, weil es diese Produkte in im-mer besserer Qualität gibt.

Wird es noch eine weitere Ausgaben von High Level Zero geben?

Nummer zwei ist gerade erschienen, die Nummer drei ist in Planung. Dazu habe ich mit der Agentur KW Neun aus Augsburg ein kleines Gimmick für den Dry January wiederbelebt, die klassische Rezeptkartenbox, die wir mit 13 Mocktails, Rezepten und kleinen Texten konzipiert haben.

Interview: Sonja Pham

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DAS! - NDR TV-Beitrag