Interview

“Nüchtern werden ist ein rebellischer Akt.”

Mia Gatow war fast zehn Jahre lang alkoholabhängig und keiner hat es gemerkt. Denn Mia trank angepasst. Doch eines Tages wurde es ihr zu viel.

Interview: Oliver Schwarzwald, Portrait: Phillip Zwanzig

Wie stehst Du zu alkoholfreien Alternativen?

“Alkoholfreie Alternativen” sind in der Langzeitnüchternheit ja einfach “Getränke”. :) Also: ich bin Fan.

Wenn ja, welches ist Dein Favorit?

Ich habe neulich »Fade to Black« von Muri getrunken, das fand ich super, ansonsten trinke ich gerne einfach Soda, wie die von Something & Nothing.

Was ist das Beste am nüchternen Leben?

Die Souveränität.

Was ist die größte Herausforderung?

Alle Gefühle auszuhalten.

Auch wenn Du vielleicht nicht mehr so oft ausgehst wie früher – bemerkst Du eine Veränderung hin zu alkoholfreien Alternativen in Bars und Restaurants?

Es wird normaler, dass es sie gibt und man kann sogar erwarten, dass sie schick und erwachsen aussehen und schmecken. Ich glaube, die Gastro muss sich auf lange Sicht ins Zeug legen, auch die Nichttrinkenden glücklich zu machen. einfach Wasser oder gezuckerte Limo reicht nicht mehr. 

“Irgendwann habe ich mir zum tausendsten Mal die gleiche Story erzählt. Ich fand das langweilig und unsexy.”

Mia Gatow

Mia Gatow lebt als freie Autorin und Designerin in Berlin. Sie schreibt für den Tagesspiegel, Cosmopolitan, Playboy, das GYM Magazin, verschiedene Corporate Blogs und Werbeagenturen und illustriert für Mode- und Lifestylepublikationen. Zusammen mit Mika Döring moderiert sie wöchentlich den SodaKlub – Podcast für Unabhängigkeit.

Das Buch

Mia liebt den Rausch. Drama, Drinks und Exzess sind fester Bestandteil ihrer Identität. So schlimm wie bei ihrer Oma und ihrem Vater, die der Alkohol umgebracht hat, ist es bei ihr aber noch lange nicht, denkt sie. Doch als die Nächte ihren Glanz verlieren, die Kater schlimmer werden, und sich eine diffuse Hoffnungslosigkeit in ihr ausbreitet, ahnt Mia, dass sie ihr Leben ändern muss. penguin.de