Music & Stories
Godfather of House
Die Wurzeln der House-Musik – eine klare Sache voller Rhythmus und Freiheit. Es ist durchaus wahrscheinlich, dass das Warehouse tatsächlich auf Nüchternheit setzte – schließlich gab es dort nur Wasser und Saft. Doch nehmen wir uns einen Moment, um die Vorstellung zu feiern, sich ganz ohne Rausch auf der Tanzfläche verlieren zu können. Voller Freude, ungezwungen und getragen vom hypnotischen Beat des legendären DJs Frankie Knuckles.
Text: Jan Schlüter, Fotos: Oliver Schwarzwald
House Music ist für mich die Definition von 'intersektional'. Es kennt weder Rasse noch sozialen Status, weder sexuelle Orientierung noch Religion. House bringt alle zusammen, ungeachtet aller Unterschiede. Bei House Music geht es um den Beat, das Loslassen und den Geist der Musik, der alles Trennende unter dem 'boom, boom, boom' verschwinden lässt." (Vince Lawrence, Produzent und Warehouse-Kopf)
Chicago, West Loop, späte 1970er. In einer unscheinbaren Fabrikhalle an der 206 South Jefferson Street begann die Geschichte der House-Musik. Das Warehouse, ein Club, der von 1977 bis 1987 vor allem der Black- und Latinx-LGBTQ-Community Chicagos Zuflucht und Freiheit bot, war mehr als nur ein Ort zum Tanzen.
In einem oft feindseligen Umfeld wurde das Warehouse zu einem sicheren Raum, wo soziale Barrieren durch die Kraft der Musik und den Rhythmus des Tanzes überwunden wurden. Keine Ausschreitungen, kein Alkohol – nur Musik, Tanz und Gemeinschaft.
Frankie Knuckles, DJ und Pionier der House-Musik, war ab 1977 die treibende Kraft im Warehouse. Mit den neuen Drum-Machines wie der Roland TR-808 und später der TR-909 erschuf er einen einzigartigen Sound, der bald als "House Music" bekannt wurde. Die tiefen, satten Bässe und die pulsierenden Beats ließen die Tanzflächen beben und brachten eine neue Musikrichtung hervor, die von Chicago aus die Welt erobern sollte.
Das Warehouse wurde zum spirituellen und kreativen Zentrum dieser Bewegung, wo Knuckles durch selbst programmierte Rhythmen den Sound formte, der später als „House“ in die Geschichte einging.
Nach fünf Jahren im Warehouse eröffnete Knuckles seinen eigenen Club, das „Powerplant“, und entwickelte den House-Sound weiter. Mit seiner Arbeit als DJ und Produzent, unter anderem mit preisgekrönten Remixes wie „Un-Break My Heart“ von Toni Braxton, erreichte Knuckles Kultstatus. Die Stadt Chicago ehrte ihn 2004 mit einer nach ihm benannten Straße, „Frankie Knuckles Way“.
Diese innovative Ära der Musik lebt weiter: die pulsierenden Beats und die unbeschwerte Feierkultur des Warehouse prägen die Clubkultur bis heute.
‘The Warehouse’
Playlist on Spotify by ‘make some noise’